Wer einen Hightech-Sportler der britischen Automanufaktur McLaren in der Garage stehen hat oder mit einem Nissan GT-R Egoist zur Arbeit fährt, der hat es geschafft. Gut, von diesem Ziel trennen das Team vom englischen Games-Studio Criterion zwar noch einige weitere Erfolge wie «Need for Speed Most Wanted», doch auch mit etwas weniger Spielgeld lassen sich Autoträume erfüllen. Und so zeigt der Fuhrpark der Kreativen hinter dem neuesten Teil der «Need for Speed»-Reihe vor allem eins: Die Faszination, die Most Wanted auf die autoverrückte Fan-Gemeinde auf der ganzen Welt ausübt, kommt nicht von ungefähr. Denn nur wer selbst Super-Plus tankt und einen fetten Fünfzylinder-Sound erkennt, weiss, worauf es bei solch einem Spiel ankommt und wonach es den Fans dürstet.
Davids Nippon-Racer
Beginnen wir bei David Bryder. Auch wenn er sich natürlich gerne einen 550 PS starken Nissan GT-R mit einer Sprintzeit auf Lamborghini-Niveau leisten würde, hat es bislang „nur“ zum kleinen Bruder von Godzilla – dem Nissan 370z – gereicht. Doch natürlich kann man auch mit diesem Nippon-Racer mächtig Spass haben. Immerhin schlummert unter seine Haube ein über 300 PS leistender, freisaugender V6 mit 3,7 Litern Hubraum. Ausserdem ist der Sound des schnellen Hecktrieblers über jeden Verdacht erhaben. Es ist leicht, sich vorzustellen, wie David nach einem langen Arbeitstag seinem 370z die Sporen gibt und auf dem Weg nach Hause noch einen kleinen Umweg über die besonders kurvige Nebenstrecke einlegt.
Und wer weiss, vielleicht reicht es ja tatsächlich schon bald zum GT-R der ersten Generation. Der geht zwar mit nur 485 PS an den Start, ein Traumwagen ist und bleibt es trotzdem,
so David.
Etwas weniger stark motorisiert, dafür aber deutlich exklusiver unterwegs ist Kollege Patrick Honnoraty in seinem Ford Focus RS.
Der RS ist einer der stärksten frontgetriebenen Serienwagen der Welt mit 305 PS,
sagt Patrick über seinen Liebling. Und so ist sein Hothatch nun ein seltener Hingucker. Selbst in Deutschland, wo ein Grossteil der insgesamt rund 11.000 gebauten Focus RS unterwegs ist, sorgt der extrem kernig klingende und vor allem sehr extrovertiert auftretende Wagen für verdrehte Köpfe. Kaum vorstellbar, welch hohen Neidfaktor der Wagen von Patrick auf den Strassen seiner kleinen englischen Heimatstadt hervorrufen dürfte. Dass sich der Criterion-Mann mit seinem europäischen Leckerbissen selbst mit Muscle Car Grössen vom Schlage eines Chevrolet Camaro anlegen kann, versprechen dabei schon die Sprint-Zeit von rund sechs Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit von über 260 km/h. Wer mit solch einem Geschoss jeden Morgen zur Arbeit fährt, der weiss, worauf es bei den Wagen in «Need for Speed Most Wanted» ankommen muss.
Roman und seine Liebe für die 90er
Fast ebenso selten auf den US-Strassen anzutreffen und eher ein Geheimtipp für Auto-Nerds ist der VW Corrado VR6 von Roman Altenburg. Das 1993er Coupé aus Wolfsburg hat einen 2,9 Liter grossen VR6 unter der Haube und bringt es immerhin auf 190 PS. Zwar lässt sich damit gegen den Focus RS von Patrick kein Stich machen, doch für Freunde des 90er-Jahre-Autobaus ist dieser seltene Corrado auf jeden Fall das heissere Eisen. Auch wenn der fast 20 Jahre alte Wagen natürlich wesentlich mehr Zuneigung und Fachkenntnisse erfordert als ein modernes Auto – vielleicht ist es gerade das, was einen echten Auto-Verrückten auszeichnet. Roman selbst zu seinem Wagen:
Das Baby hat wesentlich mehr Charakter als aktuelle Modelle und Spass haben kann man mit dem knapp 1.200 Kilogramm leichten VR6 auch heute noch.
Craig steht auf deutsche Kurvenräuber
Ebenfalls aus deutschen Landen – genauer gesagt aus Zuffenhausen – kommt der Porsche Cayman von Craig Sullivan, Criterions Creative Director. Auf 245 PS bringt es der Boxer im Kreuz von Fahrer und Beifahrer und macht das schneidige Coupé knapp 260 km/h schnell. Fast 50.000 Euro kostete der 2006 vorgestellte Wagen bei seiner Markteinführung. Doch wer wahrhaft dynamisch unterwegs sein will, der liegt beim Mittelmotor-Coupé aus deutscher Fertigung goldrichtig. Selbst Vergleiche mit dem legendären Porsche 911 muss der Cayman nicht scheuen. Kein Wunder also, dass auch dieses kleine Kroko im Fuhrpark des Criterion-Teams anzutreffen ist. Und so meint denn auch Craig selbst zu seinem Schätzchen aus deutscher Fertigung:
Der ausgezeichnete Ruf, den die Sportwagen aus Zuffenhausen in England geniessen, ist gerechtfertigt. Der Cayman ist perfekt austariert und ein echter Kurvenräuber. Er kann zwar auch schnell geradeaus, aber vor allem auf kurvigem Geläuf spielt er seine Stärken des Heckantriebs und des Mittelmotors aus.
Natürlich finden sich noch jede Menge weitere heisse Eisen in den Garagen der Kreativen, die bei der Verwirklichung von «Need for Speed Most Wanted» mitgearbeitet haben. Doch schon dieser kleine Einblick zeigt, woher die Leidenschaft für das neue Spiel stammt und warum es derzeit als eines der besten Rennspiele auf dem Markt gehandelt wird. (pd/tom)